Auf der Suche nach dem Moment der heiteren Stille
Die Stille ist die Abwesenheit von Geräuschen, von Bildern,
von Gedanken.
Die Nicht-Stille drängt sich auf.
Die Stille ist ein Ort der Konzentration und Hingabe.
Lasse ich Absichten zurück,
gleite ich in die Stille hinter der Stille,
die heitere Stille.
Sie steht vor dem Hintergrund des Unfassbaren,
dessen latente Bedrohung für Augenblicke
dem Gefühl der Geborgenheit und dem Vertrauen
in die Verbindung mit dem All-Einen weicht.
Dies sind flüchtige Momente luzide flimmernder,
vibrierender Ergriffenheit, voller Gelassenheit und Kraft.
Deren künstlerische Umsetzung scheint utopisch.
Mit meinen Möglichkeiten spielend,
bewege ich mich in Spiralbewegungen,
in der Hoffnung dem Wesentlichen näher zu kommen.
D. S.
Ja, in den Bildern von Daniel Svaton lebt eine ganz eigene Stille. Man könnte sie auch als Poesie der Stille in sublimer Bewegung nennen. Bildmomente, die das in sich Ruhende, jene Augenblicke vergegenwärtigen, die frei sind von assozia-tiven Absichten. Daniel Svatons Malerei ist ungegenständlich, das heisst ganz einfach ohne festlegende Gegenstände.
Auch wenn man in manchen Arbeiten aufgrund gewisser horizontaler Strukturen Landschaftliches erahnen könnte, mit seiner feinsinnigen Acrylmalerei will Daniel Svaton bewusst keine Geschichten erzählen, nichts abbilden, darstellen oder an etwas erinnern. Und dennoch sind seine Bilder keine Zufallsgeschehen. Sie entstehen im spannungsvollen, malerischen Prozess zwischen intuitiver Kontem-plation und aktiver malerischer Konzentration, Offenheit und Ergriffenheit.
Daniel Svaton versucht in seinen Bildern jenen Augenblick zu kreieren, wenn alles zur Ruhe kommt, frei ist vom Denken, Gedankenlärm und Bilderfluten, wenn eine heitere Stille sich ausbreitet. «Ich würde es einen spirituellen Moment nennen oder auch einfach einen Glücksmoment», kann man den Künstler aus einem Interview zitieren.
Gerade in dieser – wenn auch nur vordergründigen – Einfachheit der Bildge-staltung, in den reduzierten Farben, in leicht flirrenden nuancierten Bewegungen und körperhaften, rhythmisch schwebenden Gebilden, entwickelt sich eine leichte, ja heitere Atmosphäre voller Gelassenheit und Kraft, eine schwebender und doch in sich ruhender Pol.
In lasierenden, luziden Schichten und formalen Überlagerungen lässt Daniel Svaton – auf meist dunklem Hintergrund (schwarz, dunkelblau, dunkelrot) – seine Inhalte wachsen, verdichtend, sich zu abstrakten Räumen erweiternd, in denen Bilder und Assoziationen, Worte und Geräusche abwesend, ja unnötig sind. Prägnante, fast klar umrissene Flächen stehen wolkig wirkenden Bereichen gegenüber, die eine geheimnisvolle Tiefe suggerieren, in der die Stille lautlos zu klingen scheint.
Denn es geht um den Raum und um die Stille im Raum, um das Gefühl, wenn unsere Gedanken, unsere inneren Bilderwelten, unser Bewusstsein zur Ruhe kommen. Wenn wir die Gedanken loslassen und uns die Gedanken loslassen, wie jener Moment, wenn man in einen Sonnenuntergang eintaucht, wenn diese Stille greifbar zu Farbe und Form wird.
Daniel Svatons Bilder eröffnen sich den Betrachtenden als Ort des Friedens und der Meditation, der einlädt, sich auf diesen meditativen Einklang einzulassen.
Eva Buhrfeind, Kunsthistorikerin, Oktober 2016